Jeder Zentimeter zählt: Projekt Radmesser misst Abstände

Radfahren in Berlin kann mitunter gefährlich sein. Das Projekt Radmesser misst die Abstände von Autos, die Radfahrer überholen.

Jeder Zentimeter zählt: Projekt Radmesser misst Abstände
© David.Sch
Erstellt von Velonest vor 6 Jahren
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Gefährliche Überholmanöver

Eigentlich ist Radfahren doch ganz einfach: Reifen aufgepumpt, Helm zurechtgerückt und mit dem Rad den Radweg entlang zur Arbeit. Leider gibt es nicht auf allen Straßen Radwege. Und leider halten sich nicht alle Autofahrer an den vorgeschriebenen Abstand beim Überholen von Radfahrern. Anderthalb bis zwei Meter ist der vorgeschriebene Abstand, mit dem Radler im Straßenverkehr geschützt werden sollen. Oder ist diese Angst von Radlern rein subjektiv und betrifft nur wenige Ausnahmefälle im ansonsten sicheren Berlin? Immerhin gibt es ja sogar ein Pilotprojekt mit abgetrennten Radwegen.

Projekt Radmesser

Um herauszufinden, wie die Praxis aussieht, hat der Tagesspiegel das Projekt Radmesser ins Leben gerufen. Für das Projekt werden die Abstände gemessen, mit denen Autofahrer Biker überholen. Sensoren, die am Rad befestigt sind, zeichnen den Abstand auf und auch, an welcher Stelle überholt wird. Der Sensor misst mittels Ultraschall und einem Smartphone. Ungefähr zwanzig Mal in der Sekunde erfassen drei Ultraschallsensoren den Abstand nach links und rechts. Überholt ein Auto mit geringem Abstand, löst der Sensor beim Smartphone die Kamera aus. Nicht erfasst werden natürlich Momente, in denen der Testradler selbst vor Ampeln wartende Autos überholt.

So werden erstmals Daten erfasst, aus denen sich ablesen lässt, wie häufig eng überholt wird und auch, an welchen Stellen das gehäuft passiert. So können Unfallschwerpunkte identifiziert und vermieden werden. Mit dem Projekt Radmesser schaffen die Beteiligten zugleich ein stärkeres Bewusstsein für sicheres Überholen.

Testfahrer und interaktive Website

Zum Projekt gehört eine interaktive Website. Dort können User eine Testfahrt vom Funkturm zum Kottbusser Tor nacherleben – beides quirlige, stark befahrene Hotspots. Auf der Strecke sind Stellen zu sehen, an denen der Testradler super eng überholt wurde. Eins der negativen Highlights ist ein grauer Audi, der den Radler mit einem Abstand von 0,97 Metern überholt hat. Auf der interaktiven Karte werden alle Überholvorgänge gezeigt, die weniger als zwei Meter betragen.

Die Karte gibt zugleich einen kleinen Einblick in den Straßenverkehr einer wachsenden Großstadt, in der sich viele verschiedene Verkehrsteilnehmer wenig Raum teilen müssen:

  • Ein Diplomatenauto und ein LKW, die in zweiter Reihe parken
  • Radwege, die von Lieferfahrzeugen zugeparkt sind
  • Ein BVG-Bus, der mit knapp einem Meter überholt
  • Ein Radweg, der in einem Baum endet

Testfahrer gesucht

Spannend wäre so eine Tour natürlich auch in anderen Bezirken, zum Beispiel entlang der Sonnenallee. Um mehr Daten zu erfassen, verteilt das Projekt 100 Sensoren an freiwillige Testfahrer. Mal sehen, wie die Ergebnisse ausfallen. Bis dahin haben wir für Euch noch Tipps zum Fahrradfahren in der Stadt. Viel Spaß beim Biken!

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